Bahn |
Drei Bahntypen
Langperiodische Kometen haben Umlaufszeiten von über 200 Jahren: Nur ein einziger (153P/Ikeya-Zhang) von ihnen hat überhaupt eine klar bestimmbare Periode, die etwa 367 Jahre beträgt. Diese Kometen stammen vermutlich alle aus der Oortschen Wolke.
Mittelperiodische Kometen besitzen Umlaufszeiten zwischen 30 und 200 Jahren und dürften ebenfalls aus der Oortschen Wolke stammen: Rund ein Dutzend sind so gut bekannt, dass sie permanente Nummern vor ihrem Namen (z.&xnbsp;B. 1P/Halley) erhalten haben.
Kurzperiodische Kometen haben Umlaufszeiten unter 30 Jahren und stammen aus der Oortschen Wolke: Die meisten der über 250 nummerierten und noch Hunderte weitere haben Perioden im Bereich 5 bis 20 Jahre, was damit zusammen hängt, dass sie unter dem Einfluss des großen Planeten Jupiter auf neue kürzere Bahnen gezwungen wurden.
Die acht großen Planeten und auch die meisten Kleinplaneten bewegen sich auf ziemlich kreisförmigen Bahnen um die Sonne. Und diese Bahnen liegen auch nahezu in einer Ebene: die Folge der Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren aus einer Gas- und Staubscheibe. Die meisten Kometenbahnen aber sehen völlig anders aus: Es sind fast immer sehr lang gestreckte Ellipsen, die mehr oder weniger nahe an die Sonne heran, vor allem aber weit von ihr fort führen. Und nicht selten sind diese Ellipsen auch noch stark gegen die Ebene des Sonnensystem verkippt. Das liefert zum einen Hinweise auf die Herkunft und Entstehung der Kometenkerne: weit draußen im Sonnensystem, jenseits der Bahnen der Planeten. Die Analyse tausender Kometenbahnen hat klar zwei Quellregionen ausfindig machen können, beide so fern der Sonne, dass die Kometenkerne dort direkt gar nicht zu beobachten sind.
Da ist zum einen der halbwegs flache Edgeworth-Kuiper-Gürtel jenseits der Bahn des fernsten Planeten Neptun: Hier gibt es neben Kometenkernen auch viele größere Himmelskörper mit Hunderten bis zu mehreren tausend Kilometern Durchmesser, darunter mindestens vier Zwergplaneten inklusive des weit vor allen anderen entdeckten Pluto. Die großen bleiben dort, aber die kleinen Kometenkerne können durch Bahnstörungen auf eine Reise ins innere Sonnensystem gelangen und in Sonnennähe als Kometen zum Leben erwachen. Der Kuipergürtel ist ein Überbleibsel aus der turbulenten Entstehungszeit des Sonnensystems, was ihn für die Wissenschaft äußerst interessant macht: Die amerikanische Raumsonde New Horizons wird dort 2015 am Pluto und später noch an einem weiteren Objekt vorbei fliegen.
Das zweite Kometenreservoir wird Oortsche Wolke genannt, ist noch viel weiter von der Sonne entfernt und umgibt das ganze Sonnensystem wie eine diffuse Kugelschale: Diese Kometenkerne entstanden etwas näher an der Sonne als der Kuipergürtel, wurden aber durch Schwerkraftstöße der Planeten in alle Richtungen davon geschleudert. Während der Reise des Sonnensystems durch die Milchstraße wird die Oortsche Wolke durch subtile Schwerkrafteinwirkungen von außen beständig verformt, und ein ständiger Fluss von Kometenkernen wird ins innere Sonnensystem zurück gelenkt. Dort treffen diese Kometen aus allen Richtungen ein und auf derart lang gestreckten Ellipsenbahnen, dass sie von offenen Parabeln nicht zu unterscheiden sind.